Beschreibung und Bedeutung der Komponente

Im Zusammenhang eines Konzepts zur Erfassung gesellschaftlicher Wohlfahrt werden Steigerungen des privaten Verbrauchs positiv bewertet: Man geht von der Grundannahme aus, dass das Konsumieren eines Gutes dem Verbraucher Nutzen stiftet. Dies leuchtet grundsätzlich ein, gehören zum Konsum der privaten Haushalte doch zentrale Bereiche wie: Wohnung, Wasser, Strom, Gas u. a. Brennstoffe, die im Jahr 2010 immerhin ein Viertel des gesamten inländischen Verbrauchs ausmachten, sowie „Verkehr und Nachrichtenübermittlung“ (16 Prozent) und „Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren“ (14 Prozent.)

Oft kann der private Konsum von Gütern und Dienstleistungen unter ökologischen oder auch medizinischen Gesichtspunkten durchaus bedenklich sein, wie das Beispiel des Fleischkonsums, die Wegwerfgesellschaft im Zeichen von Modetrends oder der Besitz von Zweit- oder Drittwagen zeigen. In der hier gewählten „konservativen“ Betrachtung wird aber davon abgesehen, Kriterien zur Bewertung von bestimmten Konsummustern aufzustellen und solche schon bei der Berechnung der Basisgröße Konsum in den Wohlfahrtsindex einzubeziehen. Stattdessen erfolgen entsprechende Korrekturen durch andere Komponenten des NWI (z.B. Komponente 19 „Schäden durch CO2-Emissionen“).

Bei der Interpretation der Werte ist zu beachten, dass sich eine Steigerung auch dann ergeben kann, wenn nur eine der beiden Variablen (privater Verbrauch oder Gini-Koeffizient) eine positive Entwicklung nimmt: Dies ist immer dann der Fall, wenn die positive Entwicklung der einen die negative Entwicklung der anderen Variablen in ihrer Wirkung übertrifft. Mit anderen Worten: Eine entstandene „ungerechtere“ Einkommensverteilung kann durch eine hohe Steigerung des privaten Verbrauchs insgesamt wettgemacht werden.

 

Beschreibung des Verlaufes

Der Wert des gewichteten privaten Verbrauchs liegt immer dann oberhalb des realen privaten Verbrauchs, wenn im betreffenden Jahr der Gini-Koeffizient eine gleichmäßigere Einkommensverteilung ausweist als im Referenzjahr 2000, und entsprechend unterhalb im umgekehrten Fall. In der Logik des NWI bedeutet dies: Von 1991 bis 1999 stieg der reale Konsum und die Einkommensungleichheit blieb weitgehend konstant – deswegen kommt es zu einer Steigerung der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt. Danach nahmen die realen Konsumausgaben noch leicht zu, auseinanderdriftende Einkommen führten aber durch die Gewichtung dazu, dass die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt von 2001 bis 2005 absinkt. Das Niveau liegt dabei sogar unter dem von 1991. Begründet ist dies durch die Annahme des „fallenden Grenznutzens“ des Einkommens – also dass ein zusätzlicher Euro für den Konsum einem Geringverdiener mehr Nutzen stiftet als einem Spitzenverdiener und damit mehr zur gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt beiträgt. Seitdem sind bis zum Jahr 2014 nur noch geringe Veränderungen feststellbar, was daran liegt, dass die Einkommensungleichheit auf dem vergleichsweise hohen Niveau stagniert und auch die realen Konsumausgaben nur noch in geringem Umfang gestiegen sind. 2015 erhöht sich der Wert jedoch etwas, was auf steigende Konsumausgaben zurück zu führen ist.

Eine Steigerung der gewichteten Konsumausgaben ist im Blick auf die Wohlfahrtsentwicklung positiv zu werten. Die Komponente lässt sich einerseits über eine gleichmäßigere Verteilung der Einkommen steigern, da sich dadurch der durch den Konsum gestiftete Nutzen erhöht (abnehmender Grenznutzen des Konsums). Andererseits würde auch ein quantitatives Wachstum des Konsumniveaus das Wohlstandsniveau anheben. Ein solcher Anstieg könnte aber ökologische Effekte zur Folge haben, die dann in den entsprechenden Komponenten des NWI wieder in Abzug gebracht, also negativ zu Buche schlagen würden.

Umgekehrt kann es sein, dass bei einer Transformation der Ökonomie zur Nachhaltigkeit der Konsum abnimmt, etwa weil langlebigere Produkte gekauft werden oder weil die „Wegwerfmentalität“ abnimmt. Diesem isoliert für die vorliegende Komponente betrachtet negativem Wohlfahrtseffekt stehen im NWI jedoch auf Grund sinkender Umweltbelastungen positive Wohlfahrtseffekte bei den ökologischen Komponenten (z.B. bei den THG-Emissionen in Komponente 19) gegenüber.

Insgesamt gilt es, von einer quantitativen Steigerung des Massenkonsums in eine ökologischere und soziale Konsumwelt überzugehen, sollen mehrere planetare Grenzen nicht weiter überschritten werden.