Beschreibung und Bedeutung der Komponente

Die Umweltschutzausgaben werden subtrahiert, da sie meist bereits entstandene, negative externe Effekte wirtschaftlicher und anderer menschlicher Aktivitäten kompensieren. Sie umfassen die Bereiche der Beseitigung, Verringerung oder Vermeidung von Umweltbelastungen. Es handelt sich also um defensive Kosten, welche entweder das bereits geschädigte Niveau der Umweltqualität wieder herzustellen versuchen (Sanierungsmaßnahmen) oder beabsichtigen, Verschlechterungen in der Zukunft zu vermeiden und somit den Status quo zu sichern (Vermeidungsmaßnahmen).

Auf Grund der Datenverfügbarkeit bzw. des Aufwands der Daten-erhebung wurde seitens der offiziellen Statistik die Erfassung der Umweltschutzausgaben auf die ökonomisch relevantesten Bereiche konzentriert. Dies sind die Umweltschutzbereiche Abfallentsorgung, Gewässerschutz, Lärmbekämpfung und Luftreinhaltung. Nicht enthalten sind z.B. staatliche Maßnahmen des Strahlenschutzes, des Naturschutzes oder Ausgaben für die Umweltverwaltung. Die Ausgaben für den Klimaschutz werden seit 2006berücksichtigt. Einbezogen sind außerdem „nur“ die Umweltschutzausgaben des produzierenden Gewerbes, des Staates und der privatisierten öffentlichen Unternehmen, während beispielsweise der gesamte Bereich der privatwirtschaftlichen Entsorgungsunternehmen – wegen fehlender Daten – nicht enthalten ist.

Die hier berücksichtigten Zahlen bilden dennoch einen wesentlichen Teil der erbrachten Umweltschutzausgaben und -leistungen ab. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass die Ergebnisse als Untergrenze der gesamtwirtschaftlichen Aufwendungen für Umweltschutz anzusehen sind.

Die Einstufung als defensive Kosten, welche notwendig sind, um alte Industriestandorte wie Deutschland noch funktionsfähig zu halten, lässt sich damit begründen, dass auch geringere Emissions-, Abfall- und Abwasserströme die Umwelt weiter belasten und insofern ein Risiko für das gesellschaftliche Wohlfahrtsniveau bilden. Generell lässt sich sagen, solange der Umweltzustand sich in Deutschland bei wichtigen Ökosystemen und der Biodiversität weiterhin verschlechtert, haben die skizzierten Umweltschutzausgaben noch defensiven Charakter und stellen einen mehr oder weniger erfolgreichen Versuch dar, den Status quo an Umweltqualität und „Naturkapital“ zu verteidigen.

 

Beschreibung des Verlaufes

Die Umweltschutzausgaben sind seit 1996 von 44 Mrd. Euro auf 36 Mrd. im Jahr 2010 gefallen - ein Rückgang von gut 20 %. Eine Erklärung ist, dass grundlegende Strukturen, etwa zur Abfallentsorgung und Abwasserbehandlung, inzwischen aufgebaut sind. Die Überlegung stützt sich auch auf die Differenzierung von Investitionen und laufenden Ausgaben des Umweltschutzes: Vor allem erstere sind rückläufig. Betrugen diese 1996 noch rund 16 Mrd. Euro, so lagen sie 2010 bei nur noch knapp 9 Mrd. Die laufenden Ausgaben für den Umweltschutz fielen auch, allerdings in weit geringerem Maße, von etwa 28 Mrd. Euro auf rund 27 Mrd. Da die Methodik zur Erfassung der Umweltschutzausgaben momentan vom Statistischen Bundesamt bzw. EUROSTAT aktualisiert wird, reichen die vorliegenden Werte nur bis zum Jahr 2010. Für die Jahre danach wurde der Wert konstant gehalten.

Von den erfassten Umweltbereichen machte der Gewässerschutz 2009 mit 41,3 % den größten Anteil der Umweltschutzausgaben aus, gefolgt von der Abfallentsorgung mit 40,6 %. Die Luftreinhaltung trägt mit 7,2 % bei, die Lärmbekämpfung mit nur einem Prozent. Der Bereich Klimaschutz hatte im Jahr 2009 einen Anteil von 4,9 %. Es zeigen sich nur leichte Verschiebungen über die Jahre, vor allem zu Gunsten der Abfallentsorgung und des neu hinzukommenden Klimaschutzes, bei abnehmendem Anteil des Gewässerschutzes.
Zwar gibt es in der Praxis Verzögerungen zwischen Entstehung und (teilweiser) Behebung von Umweltschäden, die bei der Interpretation zu berücksichtigen sind. Mittel- und langfristig gilt jedoch der Zusammenhang, dass bei einer zurückgehenden Umweltbelastung auch die kompensatorischen Umweltschutzausgaben abnehmen. Da nun die Umweltschutzausgaben positiv ins BIP eingehen, würde eine sinkende Umweltverschmutzung das BIP schmälern. Der NWI würde hingegen eine Verbesserung anzeigen, da die Abzüge sich vermindern.