Beschreibung und Bedeutung der Komponente

Boden erfüllt ein breites Spektrum ökologischer und sozioökonomischer Funktionen: Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, Bereitstellung eines Großteils der stofflichen Umbau- und Abbauprozesse im Naturhaushalt, Filter und Speicher für Wasser- und Stoffhaushalt, Grundlage der Land- und Forstwirtschaft sowie Archiv der Natur- und Kulturgeschichte.

Gleichzeitig sind Böden komplexe und empfindliche Systeme, die durch menschliche Einwirkung zahlreichen Belastungen ausgesetzt sind. In ihrer Strategie zum Schutz der Böden hat die EU-Kommission folgende Probleme ausgemacht: Rückgang der Bodenbiodiversität, Verdichtung, Kontamination, Erosion, Versalzung, Rückgang des Anteils organischer Materie (Humus), Versiegelung, Erdrutsche, Versauerung und Wüstenbildung.

In Deutschland sind dies Verluste durch ständige Versiegelung und der Eintrag von Schad- und Nährstoffen, insbesondere aus der landwirtschaftlichen Nutzung. Hinzu kommen Erosion und Bodenverdichtung.

Meist laufen Schädigungen des Bodens sehr langsam ab. Eingetretene Schäden lassen sich allerdings auch nur sehr langfristig wieder beheben: Anders als beispielsweise Luft ist Boden eine weitgehend nicht erneuerbare Ressource. Aufgrund der Multifunktionalität von Boden wirken sich Bodenschäden zudem auf viele Umweltbereiche aus. Umgekehrt wirken Belastungen aus anderen Bereichen – etwa Luftverschmutzung oder Klimaänderungen – auf das Funktionieren des Systems Boden.
Bei den Kosten durch Bodenschäden ist zu berücksichtigen, dass etwa Kosten von Luftschadstoffdepositionen schon im NWI durch Komponente 14, Luftverschmutzung, bilanziert werden. Dem Hauptproblem Versiegelung wird durch die Komponenten 16 (Verluste von Biotopflächen) und 17 (Verlust landwirtschaftlicher Flächen) grundsätzlich ebenfalls Rechnung getragen. Vorläufig wird hier deshalb die Schädigung von Böden durch Erosion als stellvertretende Kenngröße für weitere Belastungen herangezogen (zu denen auch direkte Schadstoffeinträge wie Pflanzenschutzmittel oder zu hohe Düngemitteleinträge zählen).

 

Beschreibung des Verlaufes

Die Kosten durch Bodenerosion betragen für Deutschland rund 1,1 Milliarden Euro jährlich. Sie werden (bislang) als konstanter Merkposten in die Berechnung des NWI aufgenommen und „erinnern“ damit an den Kostenfaktor Bodenschädigungen, dessen umfassende Bewertung in Geldeinheiten noch unmöglich war.

Die Kosten des Bodenabtrags werden hier nur zum Teil erfasst.
Die Vernachlässigung des in Deutschland zentralen Problems des Schad- und Nährstoffeintrags durch die Landwirtschaft sowie über die Luft – ausgehend von Industrie, Verkehr, Energieerzeugung – erscheint dabei besonders problematisch. Zumal hier die Gefahr von Schadstoffanreicherungen besteht (Stichwort „persistente“ Schadstoffe). Was die Belastungen über den Luftpfad anbelangt, sind in diesem Fall dann auch Schäden von Waldböden mit zu bilanzieren. Sie implizieren Bodenbelastungen durch überdüngende und versauernde Einträge.
Unabhängig davon ist festzustellen, dass Bodenschutz aufgrund der Funktionsvielfalt des Umweltmediums Boden einen wichtigen Beitrag zum Erhalt gesellschaftlicher Wohlfahrt leistet.