Beschreibung und Bedeutung der Komponente
Die ehrenamtliche Arbeit ist Teil der wirtschaftlichen Wertschöpfung eines Landes. Dass sie im BIP nicht berücksichtigt wird, beruht wie bei der Hausarbeit auf einer normativen Entscheidung der Kommissionen, die die Standardisierung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit Fokus auf die Erwerbsarbeit vorangetrieben haben (Stichwort „formelle Markt-Ökonomie“).
Die Nicht-Berücksichtigung der ehrenamtlichen Arbeit führt zur systematischen Geringschätzung dieser Arbeitsform in gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfungsrechnungen und ist deshalb auch unter dem Gesichtspunkt der sozialen, am Gemeinwohl orientierten Entwicklung eines Landes korrekturbedürftig. Ehrenamtliche Arbeit geht insofern hier in den Nationalen Wohlfahrtsindex positiv ein.
Beschreibung des Verlaufes
Die Entwicklung der bewerteten ehrenamtlichen Arbeit von 1991 bis 2015 zeigt eine Abnahme von 8 Mrd. Euro (12%), von 68 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro. Diese Abnahme ist mit dem Rückgang der für die ehrenamtlichen Tätigkeiten eingesetzten Zeit zu begründen, die in den Zeitbudgeterhebungen 1991/1992, 2001/2002 und 2012/2013 ermittelt wurde. Nach diesen Erhebungen ging die für ehrenamtliche Tätigkeiten eingesetzte Zeit von durchschnittlich 20 Minuten pro Tag im Jahr 1992 auf 17 Minuten pro Tag im Jahr 2013 zurück.
Die blauen Quadrate geben die Zeitbudgeterhebungen an, die Entwicklung dazwischen beruht auf Interpolationen.
In der Regel werden ehrenamtliche Arbeiten als Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts positiv bewertet, so wenn beispielsweise ältere Menschen sich nach dem Berufsleben für das Gemeinwohl engagieren. In Fällen, in denen soziale Dienstleistungen abgebaut und auf ehrenamtliche Arbeit rückverlagert werden, kann eine Steigerung jedoch auch Ausdruck eines Rückzugs des Sozialstaats sein. Umgekehrt kann eine Minderung zusätzliche Leistungen durch den Staat oder andere soziale Trägereinrichtungen oder eine Verlagerung in berufliche Arbeitszusammenhänge signalisieren.